Tiny wiegt 1700 Kg, davon 460 Kg Blei im Kiel (27%)
Bauzeit gut 3 Jahre (meist an Wochenenden)
Kosten: dreimal so viel, wie erwartet (mit Werftmiete und Werkzeug, ginge sicher billiger, wenn man nicht so edles Zubehör kauft).
3 Jahre später:
Tiny hat nun mehr als 2500 sm hinter sich. Das meiste hat sich gut bewährt.
Was wir hätten besser machen können:
- Der Rumpf hätte mehr Epoxyd-Harz gebraucht! (Unterwasserschiff wurde nun professionell neu gemacht 15'000€)
- Die Kielflosse sitzt zu eng im Kielkasten. Jedesmal beim Hochziehen habe ich Angst, dass es irgendwo "peng" macht und etwas reisst. (siehe unten....)
- Das Ruder knarrt in der Aufhängung. Es hat etwas zuviel Spiel. und wie sich gerade zeigte: Die Schweissnähte der Aufhängung waren zu schwach und sind gerissen: In Wind und Welle maneuvrierunfähig: Distress-Notruf
- Auch der Kiel wäre mit mehr Harz besser dran gewesen. Er klemmte schliesslich so, dass ich Angst hatte er werde den Kielkasten sprengen. Nun wurde er in einer Werft in Kiel ausgebaut: Bleibombe mit der Kettensäge längs durchgeschnitten, dann mit Hau-Ruck (Wagenheber und Kran) noch oben herausgezogen: Das Laminat konnte man einfach abwickeln! Eiche und Epoxy ist keine gute Kombination. Mahagony wäre besser gewesen. Die Finne musste über Wochen (bis in die nächsten Ferein hinein) getrocknet werden, es war sogar die Frage, ob man sie nicht ganz ersetzen solle. Nun wird sie aufgerauht und neu laminiert.
- Der Fuss des Mastes knickte zusammen, die Wanten hingen durch: zu weiches Holz
- Die Fussreling aus Buche: Keine gute Idee - Buche taugt nicht für den Schiffbau. Reling sitzt nicht fest.
6 Jahre Später:
- Die Umlenkrollen für die Reff- und Mainsail-Leinen sind ausgerissen. Es geht ohne viel besser!
Aber sonst finden wir die Konstruktion (abgesehen von der gewollten Übertakelung - wir fahren oft mit Reff 1) gut: Ein schnelles Boot (wir fahren bei wenig Wind der viel grösseren Konkurrenz mitunter davon) das ab 4 Bft ins Surfen kommt, aber gegen Welle schnell stampft.
Ab 6 Bft trauen wir uns nicht mehr auf Wasser. Wenn es uns doch erwischt: Vorm Wind nur mit Fog.
Der Motor braucht für lange Strecken einen Generator >2KW (Honda BF22) und das schnelle Ladegerät von Torqeedo, dann lädt der Generator auch während der Fahrt unter Motor (1KW, 4kn) die Batterie auf. Allerdings zieht dieses Ladegerät mehr als 6A, was nicht jede Stromversorgung am Steg zulässt. Dafür haben wir ja noch das langsame Ladegerät (300W). Und falls der Motor mal mit E47 versagt, zeigt sich der Service von Torqeedo ausgesprochen hilfsbereit! (Eine Anzeige "Notaus" auf dem Display hätte uns eine Havarie in Köln erspart.)
Nachdem der Torqeedo in der Flaute ausgefallen ist, (2020) haben wir uns noch einen kleinen Aussenborder zugelget. Der ist jetzt (2023) für längere Strecken unser treues Pöttpött geworden. Die Hafen-Maneuver fahren wir dagegen immer mit Torqeedo.
Kurz: es ist immer wieder ein kleiner Stolz, wenn wir ungläubig gefragt werden, ob wir mit diesem Boot wirklich aus Basel kommen und dann erzählen: "Klar! Den Rhein runter, Mittellandkanal, weitere Kanäle bis Lübeck, dann Mast setzen und nach Stockholm unter Segeln. - Ist übrigens selbstgebaut..."
und daran müssen wir uns dann erinnern, denn die oben erwähnten Bausünden kosten sündhaft viel Geld ...
Bericht über unseren Vortrag beim CCS-Thun am 9.10.2020 von Michael Gerber: